Liebe von Manuela Mang
Unter Tausenden von Menschen hast du uns auserwählt.
Zuerst hast du deine sanften Vorboten geschickt,
die sich in uns wie Funken versprühten.
Du hast erkannt,
dass wir dich mit offenen ehrlichen Herzen erwarten.
So gut aufgenommen
konntest du dich stark und tief in uns entfalten.
Wie ein starkes Band
um unsere beider Seelen gewunden
gibst du uns Zusammenhalt und Kraft.
Du verlangst nach Geduld, Vertrauen und Sicherheit,
nur so kannst du stetig wachsen.
Stabil genug um endlos zu erblühen,
weist du uns den Weg
in unsere vereinte Gemeinschaft,
die sich Ehe nennt.
Wir wollen dich pflegen und dir treu bleiben,
dir für ewig ein gutes Heim bieten.
Wir sind endlos glücklich, dass du uns auserwählt hast.
Du schönstes aller Gefühle.
Wir nennen dich: LIEBE
Als Feuer und Wasser sich das erste Mal begegneten, waren sie voneinander fasziniert.
Das Feuer war ungestüm und temperamentvoll, leuchtend und heiß, brodelnd und aufregend.
Das Wasser hingegen floss ausgeglichen vor sich hin, war klar und beruhigend, glitzernd und erfrischend.
Staunend betrachteten sich Feuer und Wasser.
Beide entdeckten am anderen unzählige Eigenschaften und Besonderheiten, die sie an sich nicht kannten.
Und da sich Gegensätze bekanntlich anziehen, blieb es nicht aus, dass sich Feuer und Wasser ineinander verliebten.
Sie trafen sich, hatten Spaß miteinander, lernten voneinander und ergänzten sich wunderbar.
Weil sie sich gegenseitig so kostbar geworden waren, beschlossen Feuer und Wasser, für immer zusammenzubleiben. Sie feierten ein großes Fest.
Viele Gästen waren geladen – auch der Wind.
Der Wind schenkte ihnen eine bauchige Flasche mit wertvollem Inhalt..
Nach der Feier öffneten Feuer und Wasser die Flasche und entnahmen daraus eine alte Schriftrolle.
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Auf dem Pergament stand Folgendes geschrieben:
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“Passt auf, dass ihr eure Individualität behaltet!
Ihr seit so verschieden und schätzt dies aneinander.
Hütet diesen Schatz, denn dieser ist das Geheimnis eurer Liebe.
Respektiert eure Grenzen! Lernt voneinander, aber versucht nicht,
euch gegenseitig umzuerziehen! Entdeckt immer wieder Neues aneinander!
Glaubt nie, dass ihr das Geheimnis des anderen gelüftet habt,
und achtet einander jeden Tag eures gemeinsamen Lebens!”
Feuer und Wasser lasen die Flaschenpost aufmerksam durch und dachten darüber nach.
Dann stellten sie die bauchige Flasche gut sichtbar in ihrer gemeinsamen Wohnung auf,
um immer wieder an deren Inhalt erinnert zu werden.
Feuer und Wasser
Wie kommen zwei Menschen zusammen, so eng zusammen, dass sie in stiller Zuneigung oder in leidenschaftlicher Begeisterung gemeinsam durchs Leben gehen wollen?
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Es ist ein großes Geheimnis. Man kann nicht sagen, was die beiden so zueinander zieht. Vielleicht ein Blick, eine Bewegung, eine Bemerkung, ein Lachen.
Bei jeder Begegnung schlug das Herz schneller. Man träumte voneinander, und man beschloss, miteinander zu wohnen. Man fühlte sich zu Hause, geborgen in dem großen Geheimnis, das die Menschen „Liebe“ nennen. Man wuchs mit dem Leben des anderen zusammen, so, wie zwei Zweige an einem Stamm und aus einer Wurzel wachsen.
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Aber der Lebensweg ist lang. Nicht jeden Tag läuten die Festglocken. Die erste Begeisterung geht vorüber, und es kommen eintönige Tage. Man merkt mit der Zeit immer mehr, dass der andere nicht nur gute Seiten hat. Du ärgerst dich und denkst vielleicht: Ich habe mich geirrt. Aber du hast dich nicht geirrt. Du bist nur ein Mensch wie viele andere Menschen auch.
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Alles Leben unterliegt dem Rhythmus von Tag und Nacht, Hoch und Tief, Ebbe und Flut. Jedes Jahr wird es Frühling und Herbst, Sommer und Winter. Hab Geduld, viel Geduld mit dir selbst und noch mehr mit dem anderen, verlass niemals das Haus der Liebe und Treue.
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Die Liebe der Leidenschaft kann losbrechen wie ein Sturm, der Menschen entwurzelt. Seine Gewalt treibt die einen zusammen und die anderen auseinander. Aber eines Tages legt sich auch der heftigste Orkan. Dann wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar.
Wenn der Sturm losbricht, gerate nicht in Panik, lass nicht alles los. Halte dich an den Wurzeln fest. Warte und hab Geduld, endlos Geduld.
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Der Sturm wird vorübergehen, echte Liebe wird bleiben._
Echte Liebe wird bleiben von Phil Bosmann
Der Ort, wo der Himmel die Erde berührt
Es war einmal ein Ehepaar, das lebte glücklich irgendwo. Die beiden liebten sich, teilten Freude und Leid, Arbeit und Freizeit, Alltag und Sonntag miteinander. Über Jahre lebte das Ehepaar in diesem Glück, bis eines Tages…
Eines Tages las das Ehepaar miteinander in einem alten Buch. Es las, am Ende der Welt gäbe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berührten. Dort gäbe es das große Glück, dort sei der Himmel. Das Ehepaar beschloss, diesen Ort zu suchen. Es wollte nicht umkehren, bevor es den Himmel gefunden hätte.
Das Ehepaar durchwanderte nun die Welt. Es erduldete alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt mit sich bringt. Sie hatten gelesen, an dem gesuchten Ort sei eine Tür,
man brauche nur anzuklopfen, hineinzugehen und schon befinde man sich beim großen Glück.
Endlich fand das Ehepaar, was es suchte.
Die beiden klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete. Und als sie eintraten, blieben sie sofort erstaunt stehen: Sie standen in ihrer eigenen Wohnung!
Die Wohnung war so, wie sie sie verlassen hatten. Nein, nicht ganz! Da gab es eine neue Tür, die nach draußen führte und jetzt offen stand.
Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, an dem das Glück zu finden ist, dieser Ort befindet sich auf dieser Erde. Er befindet sich direkt in unserer Umgebung. Wir brauchen nur die Tür zu öffnen.
Wir brauchen nur am Leben anderer teilnehmen, andere an unserem Leben teilnehmen lassen!
Der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry
„Wer bist du?“, sagte der kleine Prinz. „Ich bin ein Fuchs“, sagte der Fuchs. „Komm und spiel mit mir, ich bin so traurig...“ schlug der kleine Prinz vor. „Ich kann nicht mir dir spielen“, sagte der Fuchs. „Ich bin noch nicht gezähmt!“ „Was bedeutet zähmen?“
„Zähmen ist eine in Vergessenheit geratene Sache“, sagte der Fuchs. „Es bedeutet sich vertraut machen.“ „Vertraut machen?“ „Gewiss“, sagte der Fuchs. „ Noch bist du für mich nichts als ein kleiner Junge, der hunderttausend kleinen Jungen völlig gleicht. Ich brauche dich nicht und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausenden Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig in der Welt sein und ich für dich...“ „Ich beginne zu verstehen“, sagte der kleine Prinz.
Der Fuchs sagte: „Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander und alle Menschen gleichen einander. Wenn du mich zähmst, wird mein Leben voller Sonne sein. Ich werde den Klang deiner Schritte kennen, der sich von allen anderen unterscheidet. Deine werden mich wie Musik aus dem Bau locken.“ Der Fuchs verstummte und schaute den kleinen Prinzen lange an. „Bitte zähme mich!“, sagte er. Was muss ich tun?“ „Du musst sehr geduldig sein“, antwortete der Fuchs.
So machte der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut.
Und als die Stunde des Abschieds nahe war: „Ach“, sagte der Fuchs, ich werde weinen.“
„Das ist deine Schuld, ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, dass ich dich zähme...“„Gewiss“ sagte der Fuchs. So hast du nichts gewonnen! Gehe zu deiner Rose, die du gezähmt hast und du wirst begreifen, dass die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken.“
Der kleine Prinz ging, die Rosen wieder zu sehen. "Niemand hat sich euch vertraut gemacht und ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausende Andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzig in der Welt.“ Und die Rosen waren sehr beschämt. „Ihr seid schön, aber ihr seid leer. Man kann für Euch nicht sterben. Gewiss ein irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben meine Rose sei euch ähnlich. Aber in sich selbst ist Sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe, deren Raupen ich getötet habe. Da sie es ist, die ich klagen oder rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist.“
Und er kam zum Fuchs zurück. Hier ist nun mein Geheimnis sagte der Fuchs:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen, aber du darfst Sie nicht vergessen.
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich...“ Ich bin für meine Rose verantwortlich...“ wiederholte der kleine Prinz um es sich zu merken.“
Ich beobachtete die beiden Bergsteiger, die schon seit geraumer Zeit gewissenhaft und bedächtig ihre Ausrüstung überprüften. Jeder Griff saß, und ich hatte das Gefühl, dass dies für beide zwar Routine war, ihnen jedoch Freude bereitete.
Sie prüften Karabiner, knoteten Seile, hängten Ausrüstungsgegenstände an ihre Gürtel und zurrten ihre Körpergurte fest – jeder für sich. Zu guter Letzt hängten sich beide ein langes, schweres Seil um, mit dem sie beide verbunden waren.„Entschuldigen sie!“, fragte ich einen der beiden Bergsteiger: „Fühlen sie sich frei!“„Frei? – wie meinen sie das?“„Ich meine: frei- sich ungehindert bewegen zu können.Frei – das Leben zu genießen.Frei – um schnell vorwärts zu kommen.Ich meine: Frei! Nicht gegenseitig verknotet, zusammengebunden, und eine schwere Last tragen zu müssen!“ Der eine Bergsteiger blickte den anderen an, und seine Antwort, so kam es mir vor, war die Antwort beider. „Wissen Sie“, sagte er, „da wollen wir hinauf!“ „Wissen Sie“, fuhr er fort, „wir wollen einen besonderen Weg gehen, und wir möchten beide neue Horizonte sehen! Knoten, die fest sitzen, Karabiner, die halten und Gurte, die belastbar sind, haben wir uns sorgfältig gemeinsam ausgesucht. Genauso wie die Länge und das mögliche Gewicht des Seiles, mit dem wir beide in ebenem Gelände locker, aber wenn es darauf ankommt, sicher verbunden sind – wenn Klippen zu überwinden sind, wenn Abgründe drohen, wenn wir in steiler Wand hängen. Das Seil erst lässt uns Wege gehen, die wir uns alleine nicht zutrauen würden, die wir alleine nie genießen könnten. Erst das Wissen um unsere sichere und feste Verbindung macht uns frei.
Die Bergsteiger-Geschichte
Mythos von den zwei Kugelhälften von Platon
Als das Leben am Anfang stand, fielen unzählige Kugeln auf die Erde. Bei ihrem Aufprall zersprangen sie in zwei Hälften. Uneben und frei, auseinander, geteilt, symbolisieren sie die unterschiedlichen Charaktere zweier Menschen.
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Doch jede dieser auch noch so verschiedenen Halbkugeln ist für ein Gegenstück bestimmt, so wie auch zwei Menschen füreinander bestimmt sind. Wir alle sind auf der Suche nach unserer anderen Hälfte, eben nach der anderen halben Kugel.
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Wenn ihr glaubt, ihr habt Eure andere Hälfte gefunden, dann werdet ihr feststellen, dass die beiden halben Kugeln oft nur an einer einzigen kleinen Stelle passen, was Ihr durch sorgfältiges Drehen und Probieren herausfinden könnt.
Es ist ganz natürlich, dass es am Anfang hakt und hängen bleibt. Aber genau das macht Sinn – denn: nicht alles kann von vornherein passen und übereinstimmen.
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Nun müssen beide an ihrer halben Kugel arbeiten, schleifen und feilen. Nur langsam und in kleinen Schritten ebnet sich dieser kantige Bruch durch das Geben und Nehmen in der Liebe. Nach einiger Zeit, wenn sich beide Hälften abgeschliffen haben, lassen sie sich fast reibungslos zu einer Kugel formen.
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Aber eben nur fast! Genau passen – wie am Anfang unserer Zeit – darf es nie, sonst geht die Persönlichkeit verloren und das, was den Menschen an Eurer Seite ausmacht.
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Jedoch eines vergesst nie: Ihr sollt nicht an der anderen, sondern stets an der eigenen Hälfte feilen.
Deine Hand hinterließ eine Spur in meiner Hand,
sein Zeichen in meinem Herzen,
ein Brandmal in meiner Seele.
Deine Hand gab meinem Leben einen Sinn.
Am Tage, da meine Hand deine Hand ergriff,
fühlte sie den Puls des Lebens und empfing
Freundschaft und Harmonie.
Am Tage, als du mir deine Hand reichtest,
gab ich dir die meine und damit zugleich mein Herz.
Am Tage, da du mir deine Hand gabst, habe ich erfahren, dass es nichts Größeres gibt im Leben des Menschen als die Liebe.
Meine Hand nahm deine Hand
und sie verbanden sich in unauflöslichem Bund.
Deine Hand hat die Tiefen und Geheimnisse meiner Seele erfasst.
Deine Hand fühlt,
dass sie in meiner Seele ein Echo findet,
und dass das Einverständnis unserer Herzen seinen Ursprung im Ewigen hat.
Ich habe deine Hand genommen,
und deine Hand nahm die meine;
dies war der Beginn unseres Gebens und Nehmens,
und jede Gabe und jedes Empfangen ist Gnade.
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Gib mir deine Hand und nimm die meine.
Hand in Hand werden wir unser Ziel erreichen.